Das kleine Havanna

Cádiz gehört nicht zu den viel besuchten Städten in Andalusien, hat aber vor allem in der Altstadt durchaus einigen Charme. Hier kann man sich in die großen Zeiten des Spanischen Reiches zurückversetzt fühlen. Charakteristisch für Cádiz sind die Türme auf den Häusern, von denen aus die Händler nach ihren Schiffen spähen konnten. Natürlich setzt der Seewind den Häusern zu, aber der leichte Hauch des Zerfalls steigert den Reiz der Stadt nur – in Andalusien wird Cádiz auch “Habanita”, das kleine Havanna, genannt.

Foto der Plaza San Juan de Dios in Cádiz, Andalusien
Cádiz: Die Plaza San Juan de Dios, Ausgangspunkt für die Altstadt. Foto: Jürgen Paeger.

Dazu kommen die freundlichen Bewohner, die wie oft in Hafenstädten die Besucher offen annehmen; der beste Karneval in Andalusien ... – der Autor dieser Seiten kann es nicht verhehlen, Cádiz zählt zu seinen Favoriten unter den andalusischen Großstädten.

Orientierung:

Die Neustadt und die Strände nehmen den Südosten der Halbinsel von Cádiz ein, die Altstadt den Nordwesten. Die Zufahrt (auf Straße oder Schiene) durchquert die Neustadt, die Straße trifft dann an der Plaza de la Constitucíon auf die alte Stadtmauer aus dem 18. Jahrhundert, die an den Puertas de Tierra, den Landtoren, durchquert wird. Dahinter beginnt die Altstadt, die an drei Seiten vom Wasser umgeben ist.

Bester Ausgangspunkt für eine Besichtigung der Altstadt ist der belebte Plaza San Juan de Dios, wo sich auch das Rathaus befindet. An diesem ist jeden Morgen um 10.00 Uhr ein Glockenspiel nach einer Melodie aus dem "Liebeszauber" von Manuel de Falla (der in Cádiz geboren wurde) zu hören. Nahebei finden sich die beiden Touristeninformationen (eine von der Provinz, die andere von der Stadt betrieben), und hier halten die offenen Busse von "City Sightseeing Cádiz": die Stadtrundfahrten sind für eine erste Orientierung keine schlechte Lösung.

Südlich der Plaza San Juan de Dios liegt das Barrio del Pópulo. Das älteste Viertel Cádiz' wurde in den letzten Jahren renoviert und ist seither zu einem Zentrum des Nightlife geworden. Westlich dieses Viertels liegt die Kathedrale von Cádiz, die mit ihrer "vergoldeten" (gelb gefliesten" Kuppel das Panorama von den Stadtstränden beherrscht. Erbaut von 1722 – 1836 gehört sie zu den größten Andalusiens und mischt aufgrund der langen Bauzeit neoklassische Elemente mit dem originalen Barock. Von der Kathedrale über die Calle Compañia gelangt man zur Plaza Topete, wegen der vielen Blumenstände besser bekannt als Plaza de las Flores, und der angrenzenden Markthalle. In einem rincón gastronomico kann man die angebotenen Köstlichkeiten aus zubereitet erhalten. Nördlich in Richtung Calle Ancha liegt der Torre de Tavira, einer der für Cádiz typischen Türme auf den Häusern. Diesen kann man besuchen und mit einem Periskop und camera obscura die Umgebung beobachten. Westlich von der Kathedrale schließt sich das Barrio de La Viña an, das alte Fischerviertel. Durch dieses führt die mit Orangenbäumen bestandene Calle Virgen de la Palma, am kleinen Plaza Tío de la Tiza gibt es gute Fisch- und Meeresfrucht-Tapas.

Im Norden der Altstadt liegt an der Plaza de Mina das Museo de Cádiz. Am schönsten ist die archäologische Sammlung mit Fundstücken aus Cádiz’ phönizischer, griechischer und römischen Vergangenheit; darüber liegt das Museum der schönen Künste, dessen Sammlung u.a. Werke von Zurbarán und Murillo enthält. Im Obergeschoss findet sich eine ebenfalls interessante ethnologische Sammlung mit Volkskunst und einem Marionettentheater (diese haben sich bis ins 20. Jahrhundert hinein in Andalusien großer Beliebtheit erfreut. Ein schöner Spaziergang führt vom Platz über die Alameda Apodaca zum Parque Genovés, einem schönen Garten.

Wichtigste Attraktion außerhalb der Altstadt ist der Stadtstrand Playa de la Victoria, ca. 1,5 Kilometer außerhalb der Altstadt (Bus Nr. 7 am Campo del Sur hinter der Kathedrale). Es ist eine sauberer Stand mit blauer Flagge, es gibt hier viele gute Restaurants und im Sommer gehen viele Einwohner Cádiz' am liebsten hier aus.

Unterkunft:

Preiswert:
Preiswerte Pensionen und Hotels findet man rund um die Plaza San Juan de Dios; außer zu Carneval und im Juli/August ist es normalerweise kein Problem, eine Unterkunft zu finden. Gut sind das Casa Caracol (c/Suárez de Salazar 4, Tel. 956 26 11 66, www.casacaracolcadiz.com), Frühstück, Küchenbenutzung und Internet sind im Preis enthalten, und die Pension España (c/Marqués de Cádiz 9, Tel. 956 28 55 00, www.pensionespana.com).

Mittelklasse:
Ebenfalls nahe der Plaza San Juan de Dios liegen zwei schöne Hotels der mittleren Preisklasse: Das Hostal Bahia (c/Plocia 5, Tel. 956 25 90 61, www.hostalbahiacadiz.com) und – noch schöner und mit Blick auf die Kathedrale (dafür auch teurer) – das Hotel La Catedral (Pza. de la Catedral 9, Tel. 956 29 11 42, www.hotellacatedral.com)

Nahe der Plaza Mina liegt das Hotel Hospedería Las Cortes (c/San Francisco 9, Tel. 956 21 26 68, www.hotellascortes.com) – hier finden sich alle Merkmale besserer Hotels in einem schön renovierten alten Haus.

Oberklasse
Der Parador von Cádiz (Parador Atlántico, Parque Genovés 9, Tel. 956 22 69 05, www.parador.es) ist nicht in einem historischen Gebäude, sondern in einem Neubau mit Infinity-Pool untergebracht, liegt aber am Meer und bietet Zimmer mit Balkon, ebenso wie das Hotel Playa Victoria, Glorieta Ingeniero La Cierva 4, Tel. 956 20 51 00, www.palafoxhoteles.com).

Essen und Trinken:

Cádiz ist von drei Seiten vom Meer umgeben: Man isst hier Fisch und Meeresfrüchte. Ganz typisch für die Stadt sind die freidurías: Brätereien, in denen man Fisch oder Meeresfrüchte kauft, nach Gewicht bezahlt und diese in einer Papiertüte überreicht bekommt – mit dieser geht man in die nächste Bar (an der "Se admiten comidas de la calle" steht), bestellt das Getränk dazu und isst. Aber auch die Tapas-Bars in Cádiz sind Legion, und die Preise sind niedriger als etwa in Sevilla. Tapas-Bars, Cafés und Restaurants konzentrieren sich um die Plaza de San Juan de Dios, um die Plaza de la Mina und um die Plaza de las Flores und die benachbarte Plaza Markthalle. Im Sommer kommt noch der Paseo Marítimo entlang der Playa de la Victoria dazu, dann buhlen hier zahlreiche Bars, Restaurants und chiringuitos um Kundschaft.


Cafés:
Zu den netten Cafés in Cádiz gehören die Café-Bar La Marina am Plaza de las Flores und das Kulturzentrum La Canela de la Baluarte (Baluarte de Candelaria, Alameda Marqués de Comillas) im Norden der Altstadt.


Tapas-Bars:
Eine Auswahl in Cádiz kann nur persönlich und subjektiv sein (Tipp für eigene Recherchen: In der Touristeninformation gibt es eine Broschüre “Ruta del Tapeo”). Meine Favoriten: Nahe der Calle Sagasta, an der Ecke Calle Sacramento / Calle Rosario Cepeda, liegt El Fogón de Mariana mit preiswerten Tapas und Tagesgerichten. Zwischen Plaza de la Mina und Alameda Apodoca liegt in der Calle Zorilla die Cervecería-Marisquería Aurelio mit ausgezeichneten Fisch- und Meeresfruchttapas und ebenso gutem manzanilla (>> Essen und Trinken). Hervorragende Tapas gibt es auch in der Bar El Faro, die zum gleichnamigen Restaurant (siehe dort) gehört; die meisten der unten genannten Restaurants haben ebenfalls gute Tapas-Bars. Nahebei liegt auch die urige Taberna Ca Manteca (Corralón de los Carros 66), von einem ehemaligen Stierkämpfer geführt: guter fino, guter manzanilla, gute Tapas (Tipp: morcón de bellota, eine Art Chorizo). Nahe der Plaza de las Flores liegt das gute La Candela (c/Feduchy 3). In der gleichen Straße, Nr. 18: Taberna La Manzanilla. In der Markthalle kann man Sushi mit lokalem Thunfisch probieren: Gadisushi.


Restaurants:
Meine Lieblingsfreiduría ist die Freiduria Las Flores an der Plaza de las Flores. Man kann seinen Fisch im eigenen Restaurant, in der benachbarten Bar Marina oder einfach auf dem Platz essen: lecker ist er immer. Nahe der Plaza San Juan de Dios liegt das Restaurante Atxuri (Calle Plocia 7; Tipp: rechtzeitig eintreffen, das Restaurant kann sehr voll werden) mit baskisch-andalusischer Küche: gute Fischgerichte; direkt an der Plaza das Restaurante El Sardinero: ein Traditionsrestaurant mit gutem Fisch. Gute Fleischgerichte bietet das Mesón Cumbres Mayores in der Calle Zorilla 4 (nahe Plaza de la Mina). Mein Tipp: Chorizo a la brasa, zubereitet auf Holzfeuer. Das beste Restaurant in Cádiz und eines der besten in Andalusien ist das Restaurante El Faro (Calle San Felix 15 im Süden des Barrio de la Viña, Tel. 956 21 10 68 und 22 58 58): Beste Fischgerichte, und die Preise sind für das gebotene sehr akzeptabel (z.B. Degustationsmenü ohne Wein 42 Euro).

Und am Sonntag nach El Puerto de Santa María

Ein typischer (Sonntags-)Ausflug von Cádiz führt auf die andere Seite der Bucht nach El Puerto de Santa María. Am schönsten mit dem Boot – der Katamaran fährt halbstündlich (am Wochenende seltener, www.catamaranbahiacadiz.es) am Südende des Hafens ab. In El Puerto locken vor allem die riesigen Fischlokale die Menschen an, die an der oberhalb der Anlegestelle liegenden Ribera del Marisco zu finden sind. Ein riesiges, gutes und zu Recht beliebtes Restaurant hier ist die Marisqueria Romerijo. Wem dieses Restaurant zu groß oder wenn es zu voll ist, findet an der Ribera, aber auch in den Nebenstraßen, viele Alternativen. Ein gutes, gehobeneres Fischrestaurant ist das Los Portales (Ribera del Marisco 7). Auch das El Faro aus Cádiz hat hier ein ebenso gutes Schwesterrestaurant: El Faro de El Puerto, etwa 500 m außerhalb an der Straße nach Rota (Tel. 956 87 09 52) – auch hier wird Spitzenküche geboten, dazu eine schöne Gartenterrasse.

Nach dem Essen bietet sich ein Spaziergang durch den Ort an, El Puerto de Santa María ist ein schönes Städtchen; die Gebäude spiegeln den Reichtum der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert wider. Heute bildet sie einen der Eckpunkte des Sherry-Dreiecks, in der Woche kann man die Bodegas (u.a. Osborne) auch besuchen. Vor allem im Sommer sind auch die Chancen gut, besten – und noch dazu kostenlosen – Flamenco zu erleben: Veranstalter sind die beiden peñas El Chumi und El Nitri; Informationen in der Touristeninformation (Palacio de Aranibar, Plaza del Castillo, www.turismoelpuerto.com; hier gibt es auch eine “Ruta del Tapeo”-Broschüre).

Kultur:

Das Nachtleben in Cádiz mit Cocktailbars und Clubs konzentriert sich um die Plaza de la Mina, die Plaza de España und das Barrio del Pópulo, im Sommer zieht es an den Paseo Maritimo. Flamencoveranstaltungen gibt es von Zeit zu Zeit in den Stadttheatern La Lechera und Teatro de Falla und im Kulturzentrum Baluarte de Candelaria (siehe Cafés); am besten, Sie fragen in der Touristeninformation nach. Wenn dieses nicht klappt: Die Veranstaltungen im La Cava (Calle Antonio López 16, zwischen Plaza de la Mina und Plaza de España) sind zwar für Touristen gedacht, aber die Qualität ist gut (Tel. 956 21 18 66, www.flamencolacava.com).

Hauptereignis in Cádiz ist aber der Karneval. Es gibt zum einen die “offiziellen” Gruppen, die vor den Richtern im Teatro Fallo um den Preis als beste Karnevalsgruppe konkurrieren, und singend und spielend durch die Stadt ziehen (was auch die “Illegales” tun, die aber nicht am Wettbewerb teilnehmen), zum anderen den Karneval auf der Straße: Wer nicht verkleidet ist, fällt auf. Zum Karneval müssen Zimmer lange voraus gebucht werden!

Weitere Informationen:

Touristeninformation: Im Norden der Plaza San Juan de Dios (Avda. Ramon de Carranza) sowie 70 Meter dahinter die kommunale Informationsstelle am Paseo de Canalejas. www.cadizturismo.com.

 

© Jürgen Paeger 2006 – 2019