Sierra Morena
Die Sierra Morena ist ein im Durchschnitt 800 – 1000 m hohes Mittelgebirge, das den Rest von Andalusien nach Norden hin von der Hochebene von Kastilien und Extremadura abtrennt. Im Westen der Sierra Morena liegen die sanft hügelige Sierra de Aracena und die Sierra Norte, in der Mitte und im Osten werden die Landschaften schroffer. Hier finden wir die Sierra de Hornachuelos und die Sierra de Cardeña-Montoro, es folgen nach Osten die Sierra de Andújar und Despeñaperros.
Die Sierra de Aracena bildet den westlichsten Teil der
Sierra Morena. Abb.: Jürgen Paeger
Geologisch stellt die Sierra Morena den Südrand der kastilischen
Meseta dar; ihre abgerundeten Formen zeigen, dass sie in lang
zurückliegenden geologischen Epochen entstanden sein muss. Seither
konnte die Erosion ihre abflachende und glättende Wirkung entfalten.
Sie entstand vor etwa 350-250 Millionen Jahren, in der sogenannten
herzynisch-variskischen Gebirgsbildungsphase.
Entsprechend ihrer Entstehungszeit ist die Sierra Morena vorwiegend
aus präkambrischem und paläozoischem, also in der Erdfrühzeit und im
Erdaltertum entstandenen Gesteinen aufgebaut. Dieses Gestein ist zum
Teil metamorph; das heißt, es hat sich im Laufe der Erdgeschichte
verändert. In der Sierra Morena kommen hauptsächlich Schiefer und
Gneis vor. An einigen Stellen finden wir auch Quarzit, das mit
seinen schrofferen Formen die Gleichförmigkeit der Sierra Morena
durchbricht, so zum Beispiel in der Sierra Madrona und bei
Despeñaperros. Wo während der Gebirgsbildung Magma, flüssige
Gesteinsschmelze aus dem Erdinneren, in die Erdkruste vordringen
konnte, erstarrte es zu Graniten, wie in Los Pedroches, Linares oder
Santa Elena.
Nach einer langen Phase geologischer Ruhe stellte die Sierra Morena
während der späteren alpidischen Gebirgsbildungsphase (s.u.) ein
Widerlager für die sich unter dem Druck der afrikanischen Platte
auffaltenden Gesteine dar. Dabei hob sie sich entlang der
Guadalquivirflexur, so dass der Guadalquivir sich gegenüber der
Sierra Morena absenkte. Der größere Höhenunterschied führte dazu,
dass sich seine Nebenflüsse tiefer in das Gestein einschnitten. So
ist der Pass von Despeñaperros entstanden, der schon in der
Geschichte als Tor nach Andalusien galt und durch den heute sowohl
die Eisenbahnlinie Madrid - Sevilla als auch die Nationalstraße N IV
führen.
Betische Kordillere
Die Betische Kordillere ist erdgeschichtlich ein junges
Gebirge, sie entstand im Erdmittelalter und der Erdneuzeit im
Verlauf der alpidischen Gebirgsbildung: der Gebirgsbildungsphase, in
der u.a. die Alpen, die Karpaten, der Apennin, der Kaukasus und der
Himalaya entstanden - und in Südwesteuropa die Betische Kordillere.
Sie setzt sich über Gibraltar hinweg im marokkanischen Rif fort, im
Nordosten sind die Balearen eine Verlängerung dieses Gebirgszuges.
Die Betische Kordillere setzt sich überwiegend aus Material
zusammen, das im Mesozoikum als Sediment im Tethysmeer entstand. Das
Tethysmeer trennte das damalige Europa von Afrika, so wie heute das
Mittelmeer. Aufgrund dieser marinen Herkunft ist das Gestein kalk-
und fossilienreich. Daneben muss es auch submarinen Vulkanismus
gegeben haben, wie am Vorkommen des basischen Vulkangesteins
Peridotit in einigen Sektoren, z. B. der Sierra de Estepona, zu
erkennen ist.
Die Betische Kordillere dehnt sich von der Bucht von Cádiz bis weit
über Andalusien hinaus über 600 km Länge bis in die Region Valencia
hinein aus, wobei sie parallel zur südlichen Mittelmeerküste
verläuft. Ihr Zentrum ist die Sierra
Nevada, mit 3.481 m die höchste Erhebung der Iberischen
Halbinsel. Das westlichste größere Bergland, das zur Betischen
Kordillere gehört, ist die Sierra
von Grazalema. Östlich davon liegt das Bergland
von Ronda mit der Sierra
de las Nieves, das Bergland von Antequera mit den
beeindruckendsten Karsterscheinungen Andalusiens, die Sierra Tejada
und die Sierra Almijara. Eine Reihe weiterer Gebirge folgen östlich
der Sierra Nevada: die Sierra de Baza, die Sierra
de María und die Sierras von
Cazorla, Seguras & Las Villas.
Die Sierra de Cazorla, ein Kalksteingebirge in den
Außenzonen der Betischen Kordillere. Foto: Jürgen Paeger
Geologisch wird die Betische Kordillere in die im Süden
liegende metamorphe Innenzone und die nicht-metamorphe Außenzone
unterteilt. (Metamorph heißt, dass das Gestein der Innenzone im
Laufe der Erdgeschichte physikalisch – z.B. durch Druck – oder
chemisch verändert wurde.).
Die Innenzone besteht aus 3 Einheiten: Ihr Kern ist die
über 100 km lange, überwiegend aus metamorphem Glimmerschiefer
bestehende Kuppel der Sierra Nevada (Nevado-Filabriden). Sie
gilt als bodenständig, blieb also bei der Gebirgsbildung am Ort
ihres Entsehens. Darüber finden sich die beiden anderen Komplexe,
zwei Deckenstapel, die ortsfremd entstanden sind und erst durch
horizontale Verfrachtungen hierher gelangt sind. Ihre tieferen
Einheiten (Alpujarriden) bestehen aus mehr oder weniger
metamorphen Trias-Gesteinen, die darüber liegenden Malagiden
bestehen aus nichtmetamorphen paläozoischen Gesteinen.
Die Außenzone wird in das Subbetikum, das sich von Jaén bis
zum Golf von Cádiz erstreckt, und das Präbetikum, das sich von Jaén
ostwärts ausdehnt, eingeteilt. Die Gesteine des Subbetikums
entstanden vom Trias bis einschließlich dem Oligozän, vorherrschend
ist Kalkstein aus Jura und Kreide. Die Gesteine des Präbetikum haben
eine kontinentalere Entstehungsgeschichte, aber auch hier herrscht
Kalkstein vor.
Guadalquivir-Becken
Zwischen diesen beiden Gebirgsketten liegt das Guadalquivir-Becken,
geologisch ein jungtertiäres Molassebecken. Ablagerungen aus dem
Mio- und Pliozän, den jüngsten Epochen des Tertiär, werden hiermit
bezeichnet: Abtragungsschutt von den Bergen, vor allem aber marine
Sedimente füllen dieses Becken. Die Küste lag auch noch vor 2000
Jahren, wie die Beschreibungen der römischen Geographen zeigen, viel
weiter landeinwärts als heute. Sie wurde erst im Verlauf der Zeit
durch die Auffüllung mit Sedimenten immer weiter nach außen
verschoben. Hierdurch entstanden die marismas, periodisch
überschwemmte Feuchtgebiete,die zu den interessantesten Lebensräumen
Andalusiens gehören (siehe: Nationalpark Coto
de Doñana).
Außer diesem Becken gibt es einige weitere Depressionen, vor allem
an Guadalquivir-Zuflüssen. Sie sind in der geologischen Karte als
postorogen und quartär bezeichnet: Das heißt, dass das Material nach
der alpinen Faltung hier abgelagert wurde, also treffen wir auf
Gestein aus dem Mio- und Pliozän sowie aus dem Quartär, letzteres
meist Flussgeröll.
Campo de Gibraltar und Cabo de Gata
Vulkangestein an der Küste des Cabo de Gata. Foto:
Jürgen Paeger
Geologisch müssen neben diesen drei Hauptgebieten noch zwei
kleinere Gebiete erwähnt werden: Das Region des Campo de
Gibraltar mit untereinander ähnlichen Einheiten, unter denen
die silikatischen Aljibe-Sandsteine (benannt nach der Sierra de
Aljibe) die wichtigste ist. Die flyschartige Struktur gibt bis heute
Rätsel auf, ihre Ähnlichkeit mit einigen Gebieten Nordafrikas und
Siziliens ist noch nicht unumstritten geklärt. Das andere Gebiet ist
der Cabo de Gata, wo relativ junges
Vulkangestein (im wesentlichen Andesit) ansteht.
Weiter zu:
>> Klima
>> Pflanzen
>> Vegetation
>> Tierwelt
>> Natur- und
Nationalparks
Zurück zur:
>> Übersicht Natur in Andalusien
© Jürgen Paeger 2004 – 2006