Die Küste nördlich des Cabo de Trafalgar war am 21. Oktober 1805 Schauplatz einer der berühmtesten Seeschlachten aus der Zeit der Segelschiffe: des Sieges der englischen Flotte unter Admiral Nelson über die französisch-spanische Flotte.

Vor der Schlacht

Gemälde der Schlacht von Trafalgar
Die Schlacht von Trafalgar - Gemälde von J. M. W. Turner, 1822 – 1824. Das Original befindet sich im National Maritime Museum, Greenwich (UK).

Es war die Zeit, als Napoleon Europa in Schrecken versetzte – nur die englische Seeherrschaft stand seinem Traum eines neuen Weltreichs noch entgegen. England fürchtete einen direkten Angriff, und tatsächlich hatte Napoleon in Boulogne eine Invasionsarmee von 90.000 Mann versammelt – nur die nötige Seemacht, um den Truppentransport zu sichern, fehlte ihm noch. Um den gefürchteten englischen Admiral Nelson abzulenken, der bereits 1798 am Nildelta bei Abukir die französische Flotte beinahe vernichtet hatte, führte der französische Admiral Villeneuve eine französisch-spanische Flotte in die Karibik: Er sollte dann zurückkehren und die Überfahrt der Truppen decken. Aber Nelsons Flotte war schneller als Villeneuves, und die englische Admiralität erriet den Plan: Vizeadmiral Calder fuhr Villeneuve entgegen und eroberte zwei spanische Schiffe. Villeneuve glaubte sein Täuschungsmanöver misslungen und zog sich nach Cádiz zurück – Napoleons Invasionsplan war damit gescheitert. Napoleon tobte, hatte aber mittlerweile andere Sorgen: Im Osten drohte die Vereinigung Österreichs mit Russland, und um diese zu verhindern, brauchte er seine Truppen. Zur Unterstützung beorderte er auch Villeneuve ins Mittelmeer, der allerdings im Hafen von Cádiz von zwei englischen Geschwadern blockiert wurde. Die Engländer erkannten ihre Chance und sandten auch Nelson nach Cádiz, der den Oberbefehl übernahm.

Die Schlacht

Villeneuve wusste, dass sein eigener Nachfolger bereitwars unterwegs , und suchte lieber die Schlacht als auf seine Absetzung zu warten: Am 19. Oktober folgte er dem Befehl ins Mittelmeer und verließ den Hafen von Cádiz. Am 21. Oktober trafen die beiden Flotten zwischen Cabo Roche im Norden und dem Cabo de Trafalgar im Süden aufeinander. Nelson folgte einer riskanten Strategie: Anders als bis dahin üblich, bildete er nicht eine parallele Linie, um die Franzosen aus der Ferne zu beschießen, sondern er teilte seine Flotte und bildete zwei Stoßkeile, die im rechten Winkel in die feindlichen Linien hineinfuhren:


Historische Darstellung von Admiral Nelsons Strategie. Der obere Stoßkeil wurde von Nelson auf der VICTORY geführt, der untere von Vizeadmiral Collingwood. (Die Darstellung enthält einen Fehler: Das nördlichste englische Schiff war nicht die Neptune, sondern die Africa.)

Um gegebenenfalls nach Cádiz fliehen zu können, ließ Villeneuve die französisch-spanische Flotte wenden: ein strategischer Fehler, denn seine Schlachtordnung geriet dabei durcheinander und sein Verband wurde auseinandergerissen. Gegen 12.00 Uhr erreichten die englischen Schiffe die feindliche Linie, und es begann eine erbitterte Seeschlacht, bei der verheerende Breitseiten ausgetauscht wurden und nach Kollisionen Enterkämpfe Mann gegen Mann stattfanden. Nelsons Strategie war aufgegangen, denn im Nahkampf war die englische Artillerie weit überlegen. Nelsons Victory befand sich mitten im Kampfgetümmel und war an der Zerstörung des französischen Flaggschiffs Bucentaure beteiligt; anschließend nahm sie den Kampf mit der Redoutable auf. Dabei wurde Admiral Nelson von einem französischen Scharfschützen verwundet, wenige Stunden später verstarb er. Vizeadmiral Collingwood übernahm nun das Kommando, und am Abend war die napoleonische Flotte zum größten Teil zerstört; 17 Schiffe wurden als Prise genommen. Ein schwerer Sturm am Ende der Schlacht führte zum Verlust einiger dieser Schiffe (darunter der Santissima Trinidad, seinerzeit das größte Kriegsschiff der Welt) und erhöhte den Blutzoll der Schlacht. Insgesamt starben 8.700 Männer: 1.700 Engländer und 7.000 Franzosen und Spanier.

Den Ausschlag für den englischen Sieg gab zum einen, dass die Engländer die besseren Kanoniere hatten und besser im Nahkampf ausgebildet waren; zum anderen hatten sie bedingungsloses Vertrauen in den verehrten Seehelden Nelson. Auf Seiten der französisch-spanischen Flotte sahen dagegen viele Spanier die Franzosen als Besatzer, und waren viele Schiffsbesatzungen gepresste Landratten – keine Voraussetzungen für hohe Kampfmoral.

Nach der Schlacht

Für Spanien begann mit der Seeschlacht von Trafalgar das Ende seines Reiches in Südamerika. Nicht nur die Flotte ging verloren, sondern auch einige der fähigsten Kapitäne starben in der Schlacht. Mit dem Ende der spanischen Seemacht schrumpfte die Bedeutung der Stadt Cádiz, die im 18. Jahrhundert als Amerika-Hafen aufgeblüht war. Admiral Nelson wurde endgültig zum Helden. Seine Leiche wurde zur Konservierung in ein Fass mit Rum gelegt und nach England zurückgebracht, seinen Namen kennt noch heute jedes englische Schulkind. Der französische Admiral Villeneuve, der als Gefangener nach London gebracht wurde, begann auf seiner Rückreise nach Frankreich angeblich Selbstmord, “Selbstmord aus Schande” behauptete Napoleon: Aber sechs tödliche Messerstichen in seiner Brust wecken Zweifel an dieser Theorie: Wie hätte ein Selbstmörder sich diese zufügen sollen? Ansonsten nahm Napoleon die Niederlage kaum zu Kenntnis: Er hatte am 20. Oktober, also am Tag vor der Schlacht von Trafalgar, die Österreicher bei Ulm geschlagen und sollte am 2. Dezember die Schlacht von Austerlitz gewinnen; er versuchte England mit einem Handelsboykott (der “Kontinentalsperre”) zu isolieren – und musste erkennen, das die englischen Seefahrer auch gute Schmuggler sein konnten. In Spanien und Portugal begann 1808 der Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon, und mit der katastrophalen Niederlage gegen Russland 1812 begann Napoleons Abstieg, der über die verlorene Schlacht von Leipzig (1813) zu seiner Abdankung im Jahr 1814 führte.

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© Jürgen Paeger 2005


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Titelbild Wanderführer Andalusien (Jürgen Paeger, DuMont Reiseverlag)