In die Garganta Verde
Eine kurze, aber steile Wanderung in die grüne Schlucht "Garganta Verde", über der die Gänsegeier brüten – und in der Regel kreisen diese majestätischen Segelflieger auch über der Schlucht (keine Angst, das tun sie fast immer, es bedeutet also nicht, dass Sie schon dem Tod geweiht sind und die Geier nur darauf warten, dass dieser endlich eintritt ...).
Blick vom Wanderweg in die Garganta Verde: Auch auf dieser
Tour erwartet uns eine großartige Landschaft. Foto: Jürgen Paeger
Anspruch:++ Gehzeit:2 Std. Länge:5 km An/Abstieg:260 m
Charakter: Kurze
Wanderung durch eine phantastische Landschaft, in der zweiten
Hälfte eine sehr steiler Abstieg, den es auch wieder hinaufgeht -
deshalb der Kürze zum Trotz als mittelschwer eingestuft.
Wanderkarte: Mapa y Guía Excursionista Sierra de Grazalema
1:25.000 (Editorial Alpina)
Einkehrmöglichkeiten: Am Weg keine. Zu den nahegelegenen
Dörfern siehe >> hier.
Anfahrt: Bus: Nur bis Grazalema, siehe >> hier. Ab Grazalema Taxi, zu
buchen etwa im Hotel Casa de las Piedras. Auto: Ab Grazalema
zuerst A-372 Richtung Benamahoma/El Bosque, dort Abzweig CA-9104
Richtung Zahara de la Sierra. Die Wanderung zwischen km 9 und 10,
vor dem Puerto de los Acebuches, an einem nach links abgehenden
Forstweg (ein kleiner Parkplatz liegt direkt gegenüber an der
rechten Straßenseite). Tipp: Die Tour kann mit der ebenfalls
kurzen >> Tour zum Llano del
Revés kombiniert werden.
Übernachtung: In Grazalema oder Zahara de la Sierra, siehe
>> hier.
Hinweise: Dieser Weg (“Sendero Garganta Verde”)
liegt in der Kernzone des Naturparks, daher ist eine Genehmigung der
Parkverwaltung notwendig. Diese gibt es im Informationszentrum in El
Bosque (Tel. 956 727029, >> mehr).
Es empfiehlt sich, insbesondere für Wochenenden diese Genehmigung
frühzeitig zu reservieren. In der Brutsaison des Gänsegeiers kann
der Weg gesperrt oder nur mit Führer zu begehen sein. Nicht bzw. nur
für abenteuerlustige Naturen zu empfehlen ist die Tour nach starken
Regenfällen, da das Bachbett dann Wasser führen kann.
Diese Wanderung beginnt zwischen km 9 und 10 an der Landstraße von
Grazalema nach Zahara (CA-9104), von Grazalema aus gesehen nach dem
Puerto de los Acebuches. Der Wegbeginn ist durch einen
Parkplatz und ein Schild der Agencia de Medio Ambiente
leicht zu finden. Im ersten Teil verläuft er durch einen lichten
Buschwald. Wilde Oliven, Johannisbrotbäume, Sadebäume,
Mastixsträucher und sogar Zwergpalmen wachsen hier. Im Süden sehen
wir die Sierra del Pinar mit ihrem Igeltannenwald (siehe >> Tour 9), im Tal zu unseren
Füßen fließt der Arroyo de los Ballesteros (zu seinem Namen siehe
>> Tour zum Llano del Revés).
Links sehen wir den Cerro de Castillejo mit einen vertikalen
Felswänden und darin eingebetteten Terrassen, die Cañada Verde und
den Cerro Los Pilones, der ebenfalls vertikale Wände aufweist. Vor
uns sehen wir den Cambronero. Besonders gut können wir diese von
einem Aussichtspunkt aus sehen, zu dem nach etwa 700 Metern eine
Abzweigung nach links führt - bis zum Aussichtspunkt sind es von da
aus nur etwa 150 Meter, die sich lohnen: Von hier aus können wir
einen ersten Blick in die Schlucht werfen.
Steil führt der Weg im letzten Teilstück hinab in die Garganta
Verde. Foto: Jürgen Paeger
Danach gehen wir den eigentlichen Weg weiter. Zunächst verläuft er weiter mehr oder weniger eben, bis wir an ein Schild mit der Aufschrift “Área de nidificación. Se ruega silencio” kommen (die Aufschrift bittet um Ruhe - Brutgebiet) - hiernach beginnt der steile Abstieg in die Schlucht. Auf den nächsten 450 Metern werden wir etwa 200 Höhenmeter absteigen, teilweise über treppenähnliche Stufen, die in den Fels gehauen sind. Aber keine Angst: Kritische Stellen sind gesichert. In der Schlucht ist auch der ideale Standort, um die Gänsegeier zu beobachten: Es ist fast unmöglich, bei einem Blick nach oben nicht ein, zwei, drei oder mehrere dieser majestätischen Segelflieger zu sehen. Mit einer Spannweite von 2,50 Metern ist er deutlich größer als ein Adler, hat breite Flügel mit ausgefingerten Enden und einen kurzen, quadratischen Schwanz. Auch in den Felswänden können wir ihn gelegentlich sitzen sehen. Felswände wie in der Garganta Verde sind ideal für seine Brutkolonien, von denen sich hier eine der bedeutendsten Europas befindet. Mit etwas Glück können wir auch Stein- und Habichtsadler sehen, deren Jagdgebiete sich hier überschneiden, so dass es zwischen ihnen sogar zu Luftkämpfen kommt.
Segelnde Gänsegeier. Foto: Mario modesto, Lizenz: >> cc 3.0
Je tiefer wir absteigen, desto weniger Sonne gelangt in die
Schlucht. Gleichzeitig nimmt die Feuchtigkeit zu und die Vegetation
wird üppiger. Wenn wir das Flussbett erreichen, sollten wir uns die
Stelle gut merken: der zum Schluss sehr schmale Pfad ist sonst zum
Wiederaufstieg nicht einfach zu finden. Gleich am Anfang müssen wir
über einige große Steine im Flussbett, die eine Barriere bilden,
hinwegklettern und gehen dann im Geröll des Flussbetts nach rechts.
Außer nach starken Regenfällen führt das Flussbett kein Wasser. Hier
unten finden wir eine ganz besondere Vegetation: Baumförmiger
Oleander, der manchmal eine überraschende Größe erreicht, Feigen in
den Felsspalten und Lorbeer, der hier sein einziges natürliches
Vorkommen in der Sierra de Grazalema hat. Dazu gedeihen so
auffällige Pflanzen wie der Weiche Akanthus und Farne wie der
Schwarzstielige Tüpfelfarn, der Frauenhaarfarn und Tüpfelfarne der
Gattung Polypodium. Dieser Vegetation verdankt die Schlucht ihren
Namen: Garganta Verde heißt Grüne Schlucht.
Wir folgen dem Flussbett, bis links eine große Höhle auftaucht: Dies ist die Ermita de la Garganta Verde (1.15 Std.). Sie wurde nicht, wie man vielleicht denken könnte, vom Fluss geformt. Vielmehr hatte durch das Gestein sickerndes Wasser schon längst den Kalkstein gelöst und die Höhle gebildet, die dann vom Fluss nur geöffnet wurde, als dieser sich im Laufe der Zeit immer tiefer in den Fels einschnitt. Auch heute noch sickert Wasser durch das Dach der Höhle. Wenn es verdunstet, scheidet sich Kalk ab und bildet allmählich die von der Decke hängenden Stalaktiten und die auf dem Boden stehenden Stalagmiten. Die bunte, mal grüne, mal rötliche Färbung der Höhlenwände ist auf hier lebende einzellige Algen und auf Eisenoxid zurückzuführen.
Riesige Höhle im Flusstal: die Ermita de la Garganta Verde. Foto: Jürgen Paeger |
Der üppigen Vegetation verdankt die Garganta Verde ihren Namen. Foto: Jürgen Paeger |
Nachdem wie die Ermita besichtigt haben, können wir dem Flussbett noch etwas weiter folgen. Die Wände der Schlucht rücken immer näher zusammen. Nach etwa 200 Metern kommen wir an eine Stelle, an der sich das Bachbett in einer großen Stufe um etwa zwei Meter absenkt, hier beenden wir den Hinweg unserer Wanderung und gehen auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt an der Landstraße.