Der Oberlauf des Río Genal, Teil 1:
Cartajima, Igualeja, Parauta
Zwei schöne Touren auf guten Wegen – und einem kurzen weglosen Abschnitt – durch die Kastanienhaine und Dörfer im oberen Tal des Río Genal.
Unvergleichlich werden diese Touren, wenn man das Glück hat, sie im Herbst
mit der Herbstfärbung der Kastanien gehen zu können.
Die Wanderung führt streckenweise durch parkartige Kastanienhaine,
hier zwischen Igualeja und Parauta. Foto: Jürgen Paeger.
Anspruch:++ Gehzeit:4.30 Std. Länge:14,6 km An-/Abstieg:950 m
Charakter:
Mittelgebirgstour auf (auf Teilstrecken
betonierten) Wirtschaftswegen und schmalen Pfaden mit einigem Auf und Ab, da
der Weg von den Orten in die Flusstäler und wieder hinauf verläuft.
Auf dem Weg von Cartajima nach
Igualeja verlangt die Wegfindung im Tal des Río Nacimiento zweimal ein wenig
Aufmerksamkeit, die undeutlichen Wegabschnitte sind aber nur kurz.
Wanderkarte: Blatt 1065-I (Igualeja) der Karte IGN 1:25.000.
Einkehrmöglichkeiten: Bars oder Restaurants in den Igualeja und Parauta. Tipps: Für eine Genusswanderung richten Sie es so ein, dass Sie zum
Mittagessen im hervorragenden Restaurante El Anafe in
Parauta sind. In Igualeja bietet die Quelle des Río Genal einen schönen
Picknickplatz, das Restaurant El Perol bietet gutes Essen.
Anfahrt: Bus: Ab Ronda Busbahnhof
(Lara, Tel. 952 872260). PKW: Ab Ronda oder San Pedro de Alcantara A-397,
nach Cartajima/Parauta Abzweig nach 13 km ab Ronda auf die MA-7306 (von Ronda
nach Cartajima etwa 20 km),
nach Igualeja auf die MA-7304 Abzweig kurz danach.
Übernachtung: Die Tour kann man vom Standort Ronda aus machen (Tipps
siehe >> Ronda)
oder von den Dörfern am Rand der Tour aus (da dieses eine Rundwanderung ist,
ist der Startort beliebig): In Parauta gibt es den
Campingplatz „Conejeras“ (Tel. 952 181028, außerhalb des Ortes an der Straße
in den Naturpark Sierra de las Nieves), in Cartajima das
Hotel Los Castaños (Tel. 952 180778) und das Hostel El Refugio (Tel. 952
180792); in allen Orten werden zudem Ferienwohnungen vermietet, Kontakt CIT
Ronda, Tel. 952 870739. (>>
Weitere
Informationen).
Hinweise: Viele Wegabschnitte
führen – auf öffentlichen Wegen – durch Privatgelände; daher sollten Sie
weder Kastanien noch Obst von den Bäumen als Proviant betrachten oder
sammeln. Gehzeiten ohne Ortsbesichtigungen, rechnen Sie zusätzliche Zeit
dafür ein. Der Weg kann mit der >>
folgenden Tour
zu einer längeren Tour verbunden werden, dieses ist aber nur geübten
Wanderern mit Drang nach vielen Tageskilometern zu empfehlen.
Die beiden
Flussüberquerung im Tal des Río Nacimiento erfolgen auf Trittsteinen bzw.
einer Furt. Bei außergewöhnlich hohem Wasserstand kann es daher nötig sein,
den Fluss zu durchwaten.
Cartajima, ein weißes Dorf im oberen Tal des Genal und
Ausgangsort dieser Wanderung. Foto: Jürgen Paeger
Der Ausgangsort dieser Tour, Cartajima, hat etwa 250
Einwohner und ist zu maurischen Zeiten bedeutender gewesen als heute.
Bemerkenswertestes Bauwerk ist die Kirche Nuestra Señora del Rosario von
Anfang des 16. Jahrhunderts, die jedoch seither des Öfteren umgebaut wurde.
Vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhundert erlebte der Ort noch einmal einen
Aufschwung durch die Herstellung von Kanonenkugeln, die aus dem Eisenerz
einer nahegelegenen Mine hergestellt wurden; daher findet man hier
vergleichsweise viele schöne Haustore und -türen aus dieser Zeit. In der
Nähe des Ortes sind Ruinen eines mittelalterlichen Castillo und zweier
mittelalterlicher Dörfer (Cartamón, Casapalma) zu finden. Bekannt ist
Cartajima für den besten mosto, jungen Weißwein, in der Region – im
Herbst ein zusätzlicher Anziehungspunkt für diese Tour.
Die Wanderung startet an der Calle Ancha – auf diese Straße stoßen wir,
wenn wir uns von der Zufahrtsstraße in den Ort aus immer links um unteren
Ortsende halten. Auf der Calle Ancha biegen wir nach rund 100 Metern in einen betonierten Weg nach links ab
(Wegweiser zum Wanderweg
PR-A 222 nach Parauta – leider werden solche Wegweiser gelegentlich
entfernt, fragen Sie gegebenenfalls nach dem “camino de Parauta”). Gleich
außerhalb des Ortes, kurz vor der Stelle, an der der Betonbelag endet, kommen wir
an einer Riesenkastanie ("Castaño Arena") vorbei.
Die Riesenkastanie Castaño Arena bei Cartajima. Foto:
Jürgen Paeger
Wir bleiben immer
auf dem deutlich erkennbaren Hauptweg. Nach etwa einem Kilometer, wo ein
etwa gleich deutlich ausgeprägter Weg nach links steiler bergab führt, gehen wir weiter geradeaus. Zu den
Kastanien kommen nun andere Baume hinzu, und rechts sehen wir Igualeja,
unser erstes Zwischenziel auf dieser Tour, vor uns. Nach einem etwas
stärkeren Abstieg und einigen Kehren führt der Weg in das Tal des
Río Nacimiento (25 Min.), der kurz zuvor zu unserer Linken aus dem
Zusammenfluss des arroyo Algorma und des arroyo de los Granaos entsteht.
Kurz bevor
wir an den Fluss gelangen, verlassen wir den Wanderweg PR-222 nach Parauta:
an der Stelle, wo der Weg ein paar Meter vor der ersten Pappelgruppe über
einen (meist trockenen) Zufluss führt, müssen wir in einen anfänglich je
nach Jahreszeit schlecht erkennbaren Pfad nach rechts abbiegen. Der Pfad
führt zu einigen Trittsteinen, auf denen wir den Fluss überqueren können und
danach etwas nach rechts und dann – etwa 40 Meter vom Weg entfernt – zu
einer überwachsenen Mauer, die wir an einer niedrigen Stelle überqueren Ab
hier wird der Pfad dann deutlicher, führt erst nach rechts und dann steil
bergan. Insbesondere im Frühjahr, wenn der Boden unter den Kastanien frisch
gepflügt ist, kann der weitere Verlauf wieder undeutlich werden: dann
orientieren wir uns an einem oberhalb erkennbaren weiß gestrichenen
Werkzeugschuppen, den wir nach wenigen Minuten erreichen. Von hier aus sehen
wir einige Meter oberhalb einen dort beginnenden, nach rechts wegführenden
breiten Weg; unser Pfad führt dorthin. Wir gehen auf dem Weg weiter, der
bald zu einem Wirtschaftsweg wird. Nach knapp 10 Minuten kommen wir an einem
zweiten Werkzeugschuppen vorbei.
Unser Wirtschaftsweg führt dann durch ausgedehnte Kastanienhaine. An
einer Weggabelung nach fünf Minuten geht es nach links, danach bleiben wir
immer auf dem deutlich erkennbaren Hauptweg, bis wir nach gut einer halben
Stunde auf einem Bergrücken zu einem Feldweg kommen, der quer zu unserem Weg
verläuft. Hier gehen wir geradeaus weiter. Der Weg führt jetzt auch durch
Olivenhaine hindurch und quert ein Bachtal, in dem wir an einigen Häusern
(oder eher Hütten) vorbeikommen. Der Weg ist hier deutlich schlechter, aber
als Pfad gut brauchbar. Er trifft schließlich nach gut 10 Minuten auf einen
querverlaufenden guten Wirtschaftsweg, dem wir nach rechts folgen. Nach etwa
200 Meter gelangen wir nach einem betonierten Teilstück des Weges an ein
Haus mit Weinparzelle links des Weges. Am Ende der Parzelle finden wir einen
nach links abgehenden Weg, in den wir einbiegen. Zuvor sollten wir aber
nicht versäumen, das Panorama nach Süden zu genießen: Wir sehen Pujerra, und dahinter die Orte Benadalid, Benalauría
und Algatocín. Der schmale Pfad führt durch einen Kastanienhain und
schließlich in das Tal des Baches Hiladero – von hier aus gehen wir entlang
des Flusses und dann über die Calle Hiladero in den Ort Igualeja (1.45
Std.).
Igualeja, der größte Ort dieser Wanderung. Foto: Jürgen Paeger
Igualeja ist mit 950 Einwohnern deutlich größer als die
anderen Dörfer in diesem Teil des Tals des Río Genal, erinnert aber mit
seinen steilen und engen Gassen an diese. Die Kirche Santa Rosa de Lima
wurde im 16. Jahrhundert über die zuvor hier stehende Moschee gebaut; vom
ursprünglichen Bau steht nur noch der Glockenturm, der zuvor das Minarett
der Moschee war, die anderen Teile der Kirche wurden im 17. und 18.
Jahrhundert umgebaut. In Igualeja ist eine Höhle mit der Quelle des Río
Genal zu finden (ca. 100 m von der Brücke am Ortsausgang Richtung Ronda);
bei Hochzeiten in Igualeja werden hier gerne die offiziellen Hochzeitsfotos
geschossen – und anschließend ein Lamm oder ein Zicklein geschlachtet und am
Bach gegrillt. Das Wasser der Quelle speist auch das Schwimmbad, das den Ruf
hat, das kälteste Wasser der Region zu besitzen (was in Andalusien als gut
gilt). In Igualeja wurde der bandolero Flores Arocha geboren, einer der bekanntesten der Banditen, die lange Zeit diese Region unsicher machten,
aber bis heute einen Robin-Hood-ähnlichen Ruf als Beschützer der Armen genießen.
Der Weg von Igualeja nach Parauta folgt dem Wanderweg PR-A 226, dessen
Beginn wir finden, indem wir an der Kirche Santa Maria de Lima in die Calle
del Almacen einbiegen. An der Querstraße gehen wir nach rechts,
danach folgen wir immer der bergan ins Barrio Santa Rosa (auch Barrio Alto) führenden Straße,
bis wir rechts von einem Haus einen aus dem Ort herausführenden schmalen
Feldweg finden („calle La Tetona“). Hier beginnt der Wanderweg nach Parauta,
der im ersten Teilstück wunderschön zwischen Steineichen, Olivenhainen,
Kastanien, Gärten und Weinparzellen verläuft. Auch hier ist der Hauptweg
immer deutlich zu erkennen. Der Weg wird zwischendurch schmaler und dann wieder zum
breiten Wirtschaftsweg. Schließlich trifft er auf einen
querverlaufenden Feldweg. Es ist der gleiche Weg, den wir bereits auf dem
Weg nach Igualeja überquert haben und der zentrale Weg, der die
Kastanienhaine und Gehöfte der Umgebung erschließt. Wieder überqueren wir
diesen Weg. Unser Weg biegt
danach nach rechts ab; und nach drei Minuten, an einem Platz für Wendemanöver,
nach links (auf den stählernen Mast einer Hochspannungsleitung zu). An
diesem Platz
verlassen wir den Wirtschaftsweg und folgen dem Pfad geradeaus. Nach einigen
Minuten geht es auf einem Bergrücken nach halblinks weiter, durch einen
Durchgang und dann links von einem Zaun weiter. Der Pfad führt durch einen
parkartigen Kastanienhain (siehe >>
Foto). Pappeln unten im Tal verraten, dass dort ein Fluss verläuft: Es
ist der arroyo de los Granaos, den wir auf dem weiteren Weg überqueren.
Danach müssen wir ein wenig aufpassen: es an einer Weggabelung
(Steinmännchen) geht es nach links und bergab. Wir bleiben
rechts von dem Tälchen, und schließlich schlägt der Pfad vor dem Tal eines
Zuflusses (des arroyo de Ubrique) einen Bogen nach rechts, bis er
schließlich in einen Feldweg mündet. Hier gehen wir nach links, überqueren
den Bach und beginnen auf einem betonierten Wirtschaftsweg den Anstieg nach Parauta.
Immer auf diesem Weg bleibend kreuzen wir nach etwa 20 Min. Anstieg einen anderen Feldweg.
Gut 10 Minuten später können wir dann in einen Pfad nach links einbiegen
oder auf dem betonierten Weg bleiben, wo wir bei einer riesigen Steineiche
(der “encina Vallecillo”) dem gepflasterten Weg in den Ort folgen – auf beiden Wegen erreichen wir wenige Minuten später den Ort Parauta (3.15
Std.).
Parauta ist ein weiterer kleiner Ort (250 Einwohner), dessen Ortsbild mit
seinen gewundenen Gassen an seinen arabischen Ursprung erinnert. Der
berühmteste Sohn des Ortes ist Omar Ben Hafsun, 854 geboren, der einen
Aufstand gegen das Kalifat von Córdoba anführte und damit ein von Córdoba
unabhängiges, von den Omaijaden geführtes Reich begründete. Heute lebt
Parauta vor allem von der Landwirtschaft, wobei wie in allen Orten hier die
Kastanien eine besonders wichtige Rolle spielen. In den Orten gibt es
jeweils eine Kooperative, die die Kastanien nach Frankreich, in die USA und
nach England exportiert.
Von Parauta nach Cartajima folgen wir jetzt ganz dem Wanderweg PR-A 222,
dem wir bereits auf dem Hinweg ein Stück gefolgt sind. Um den Wegbeginn zu
finden, gehen wir an der „Plaza de la Constitución“ (wo wir links den
einzigen verbliebenen arabischen Bogen über einem Gässchen sehen) in die Calle San Juan hinein. Diese gabelt sich, wir gehen nach links aus dem Ort
hinaus, wo wir an einen Aussichtspunkt kommen. Von hier aus folgen wir dem
nach links erkennbaren, im ersten Abschnitt betonierten, breiten Wirtschaftweg.
Auf diesem gelangen wir nach kurzer Zeit zur Quelle „Fuente Nueva“ links des
Weges, wo zwei große Kanareneichen angenehmen Schatten spenden. Der Weg ist
noch eine Weile betoniert, endlich hört dieser Belag auf (der Betonbelag ist wohl der Preis, den wir für die
landwirtschaftliche Nutzung des Weges zahlen müssen – bei Regen ist er sonst
kaum befahrbar). Der Weg führt durch ausgedehnte Kastanienhaine.
Blick auf die Kastanienhaine und dahinter die Cancha Armola
kurz vor Cartajima (links daneben der “dreieckige” Cerro Malhacer). Foto:
Jürgen Paeger
Zu unserer Rechten, auf der anderen Seite des Tales, dominiert die
auffällige Cancha Armola mit einer steil abfallenden Felswand an seiner
linken Seite (siehe Foto unten) das Panorama. Die Cancha Armola ist mit
1.405 Metern nach dem Gipfel Jarastepar (1.431 m) die zweithöchste Erhebung
der Sierra del Oreganal, die das Tal des Río Genal vom Hochland von Ronda
trennt. Wir können uns auf die Bäume und die Landschaft konzentrieren, da
wir immer auf dem Hauptweg bleiben. Nach gut einer halben Stunde geht es an
einer Weggabelung nach links, bergab. Jetzt beginnt der Weg dann in Kehren in das
Tal hinabzuführen. Die Vegetation wird immer üppiger, wir sehen
Erdbeerbäume, Steineichen und verschiedene Zistrosen, und rechts von uns
sehen wir immer wieder unser Zwischenziel, den Ort Cartajima (und vor uns
den Ort Pujerra). Nach gut 10 Min. Abstieg erreichen wir das Tal, im dem der
arroyo Algorma und der arroyo de los Granaos den Río Nacimiento bilden, und
das wir auf dem Hinweg bereits kennengelernt haben. In diesem Tal stehen
Walnussbäume, und kurz darauf kommen wir an die Ruinen einer Wassermühle
(der "Molino Real"), wo wir den Algorma über eine Furt überqueren (4 Std.).
Nach einem kurzen Stück entlang des Flusses kommen wir an die Stelle, an der wir den markierten Wanderweg auf dem Hinweg verlassen
haben. Jetzt müssen
wir nur noch dem uns
vom Hinweg bereits bekannten Teilstück durch Kastanienhaine und einige
Korkeichen zurück nach Cartajima folgen, wo wir am Ende der Calle
Ancha über die Calle Iglesia ins Ortszentrum gelangen (4.30 Std.).
Weiter zu:
>> Die
Kastanienwälder des Río Genal, Teil 2: Júzcar, Pujerra, Cartajima
>> Wandergebiet
Tal
des Río Genal
>> Wanderung
Die Route der
Schmuggler – Von Jubrique nach Genalguacil
>>
Wanderung Die
Gärten des Wesirs – Von Benarrabá nach Genalguacil